Positionierung zur Einführung des gymnasialen Schulfaches "Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung" (WBS)

Die baden-württembergische Landesregierung hat im Rahmen der Bildungsplanreform 2016 die Einführung eines eigenständigen Schulfaches Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung (WBS) beschlossen. Die Herauslösung ökonomischer Themen aus den bisherigen Ankerfächern Gemeinschaftskunde und Geographie wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert.

Der Diskussion der Frage, ob das eigenständige Schulfach WBS einen Mehrwert gegenüber einer Weiterentwicklung der ökonomischen Bildungsplaninhalte innerhalb der multiperspektivisch ausgerichteten Ankerfächer darstellt, hat sich das KM konsequent verweigert. Eine Folgenabschätzung für die Fächer Gemeinschaftskunde und Geographie, insbesondere im Hinblick auf die begrenzten Jahreskontingentstunden für die gesellschaftliche Bildung von Relevanz, ist das KM ebenfalls schuldig geblieben.

Zentrale Kritikpunkte zur Einführung des Schulfachs Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung (WBS)
im Gymnasium

  1. Einführung des Schulfachs WBS unter Berufung auf nicht existierende empirische Daten.
  2. Eigenständiges Schulfach Wirtschaft als alternativlose Prämisse der Bildungsplanreform 2016.
  3. Intransparenz bei der Festlegung der Bildungsplaninhalte des neuen Schulfachs WBS.
  4. Der erst 2010 eingeführte, multidisziplinäre Lehramtsstudiengang Politikwissenschaft/Wirtschaftswissenschaften wurde 2015 ohne vorausgehende Evaluation eingestellt.
  5. Das monodisziplinär orientierte Schulfach WBS wird den Anforderungen der im Bildungsplan formulierten Ziele ökonomischer Bildung nicht gerecht.
  6. Die Entkopplung von politischer und ökonomischer Bildung schwächt das in der Landesverfassung verankerte Schulfach Gemeinschaftskunde und die politische Bildung.
  7. Das für die Leitperspektive „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ wichtige Schulfach Geographie verliert zwei Jahreswochenstunden in der Sekundarstufe 1, obwohl sich die Wirtschaftsinhalte des bisherigen Geographieunterrichts nicht mit denen des neuen Fachs WBS decken und WBS nahezu keine wirtschafts-geographischen Inhalte übernimmt.
  8. Keine ernsthafte Bürgerbeteiligung bei der Bildungsplanreform 2016.
  9. Intransparente Einflussnahme der Stiftungsinitiative der Dieter von Holtzbrinck Stiftung (“Wirtschaft Verstehen Lernen“) auf Schulfächer, Bildungsplaninhalte und die Aus- und Fortbildung von Gemeinschaftskunde- und Wirtschafts-lehrerinnen.
  10. Interessenskonflikte bei Ministerialmitarbeiter/innen und zwei früheren Ministern, die im Förderkreis oder Beirat der Stiftungsinitiative aktiv waren oder sind.

 

 

Stand: 12.1.2022